Mangobaum (Der Traum)
Lied gegen Rechts
In meinem ehemaligen Wohnort Königs Wusterhausen, nahe Berlin, wurde ich an einem herrlichen Maientage Zeuge einer äußerst einseitigen gewaltsamen und blutigen Auseinandersetzung zwischen zwei Vietnamesen und einer Horde Neonazis. Man sagte mir, die Polizei sei verständigt. Angesichts meiner eigenen Wehrlosigkeit handelte ich nicht. Als die beiden Vietnamesen sich nicht mehr rührten, rannte die Horde über den Bahnhofsvorplatz zu ihren geparkten Golfs, grüßten den "Führer" und fuhren davon. - 2 Jahre auf Bewährung. Da kommt mir das kalte Kotzen!
Vor meinem Fenster, da steht ein Mangobaum,
seine Blätter bewegen sich im Wind.
er ist noch jung, die Früchte sieht man kaum,
sein Schatten spielt mit Zeit und Raum.
Manch Amsel baut geschwind
ihr Nest an seiner Rind'.
Die große Birke neigt ihre Äste tief
zu dem kleinen Mango in die Kron'.
"Wie kam denn nur dein Samen her,
du blühst doch hinterm großen Meer?"-
"Ja, ich flog wohl davon
aus Gulu, wo ich wohn'.
Der alte Ahorn gibt manchen guten Rat
dem jungen Mango, wie er wachsen soll.
Er soll für alle Bienen blühn,
viel Wasser aus den Wurzeln ziehn.
saugt sich mit Träumen voll
und findet Wachsen toll.
Doch nicht der Ahorn und nicht der Birkenbaum
ahnen, daß sie bald in vielen Jahrn
im Schatten dieses Mango stehn
kein schönres Grün hab ich je gesehn,
so dunkel, dicht und warm,
so dunkel, dicht und warm.
Es, es, es und es,
es war ein guter Schuß,
der, der, der und der,
der traf die braune Nuß.
Sein Schädel der war kahlrasiert,
die Stiefel waren gut geschnürt.
Er wollte imponieren, marschieren.
Was, was, was ist das,
was mich in dieser Nacht
mich als Gottes Sohn
zu einem Mörder macht?
Er kam aus einem Hinterhalt,
war keine 15 Jahre alt,
hat's Bäumchen angezündet, verschwindet.
Kein, kein, kein Gericht,
kein Richter dieser Welt,
Staatsmann oder Papst,
der hier ein Urteil fällt.
Ich wachte auf aus meinem Traum.
Vor meinem Fenster steht ein Baum.
Es steht die deutsche Linde im Winde.
©Jürgen Langhans. Karlsruhe, 21. April (!) 1995